Zugegeben das Land ist unbestritten wunderschön und die Menschen, die ich dort getroffen habe, waren stets freundlich, ja auch herzlich.
Da war vor Jahren Istanbul,
diese aufregende, pulsierende Stadt zwischen Orient und Okzident, die Stadt, die einst als Hauptstadt des östromischen Reiches, Konstantinopel genannt wurde und heutzutage zu den fünf meistbesuchtesten Städte der Welt gehört. Nördlich des Marmarameeres und zu beiden Seiten des Bosporus verbindet sie das europäische Thrakien mit dem orientalischen Anatolien. Sie verbindet auch hier das Chirstliche mit dem Muslimischen. Eine historische Stadt, die ich immer wieder gern besucht habe – jetzt aber nicht mehr besuchen werde!
An der türkischen Riviera oder der südlichen Ägäisküste
sprießten in den letzten Jahrzehnten unzählige Hotelanlagen am Strand entlang aus dem Boden, wo vor allem europäische Urlauber die schönsten Wochen des Jahres an einem blütenweißen Strand und einem azurblauen Meer verbrachten. Die Kosten für die Reise sind für jeden erschwinglich und Ausflüge in das Taurusgebierge des Hinterlands lockten auch Urlauber, die nicht nur am Strand liegen mochten. Eine Landschaft von Mugla bis Antalya, die ich gern besucht habe – jetzt aber nicht mehr besuchen werde!
Dazu kam Kappadokien, eine Landschaft,
die 1985 zum Weltkulturerbe erhoben wurde, mit der in Tuffstein gehauenen Höhlenarchitektur. Die 8000 v. Chr. beginnende Geschichte mit Spuren alter Völker wie die Hethiter oder auch das Diadochenreich Alexander des Großen versetzt jeden Bildungsreisenden in großes Staunen. All diese wundervollen Städte, historischen Orte und grandiosen Landschaften habe ich im Laufe der Zeit bereist, habe ihre Geschichte erlesen, habe ihre Menschen kennengelernt, bin in Bazaren einkaufen gegangen. Es war ein Land, in dem eine europäische Frau ohne Bedenken ihren Urlaub verbringen konnte ohne belästigt zu werden. Eine Landschaft, die ich gern besucht habe – jetzt aber nicht mehr besuchen werde.
Attatürk, der Gründer der modernen Türkei und von 1923 bis 1938 ihr erster Präsident gab dem ehemaligen osmanischen Reich ein neues Gesicht. Als äußeres Zeichen der prowestlichen Säkularisierung, schaffte er die typisch männliche Bekleidung ab und führte den Hut als gewünschte Kopfbedeckung in der Hutrevolution ein. Auch die Frauenemanzipation forcierte er durch die Reform des Scheidungsrechts, die rechtliche Gleichstellung der Geschlechter und den Zugang zu Bildung für Frauen sowie das passive wie aktive Wahlrecht für Frauen.
Der Vater der Türken versuchte dem Land ein europäisches Gesicht zu geben. Sein Einfluß wirkte lange nach, doch die alte islamische Lebensweise konnte auch er nicht vollkommen abschaffen. Auf der einen Seite befand sich das europäisch gewünschte Ziel, während auf der anderen Seite die Traditionen und Sitten vor allem auf dem abgelegenen Land weiterlebten.
Mit Erdogan wurde die Gesellschaft, die von alten Traditionen geprägt ist wieder hoffähig. Es war wieder gewünscht, dass Frauen in der Öffentlichkeit zum Zeichen ihres Glaubens ein Kopftuch trugen, Ehen arrangiert wurden und Meinungs- wie Pressefreiheit sind jetzt genau so eingeschränkt, wie die Rechte von Minderheiten.
Ab 2003 ändert sich die Türkei stetig, zunächst unmerklich aber konstant hin zu einem Land, in dem ich nun nicht mehr meine schönsten Wochen des Jahres verbringen möchte.
Es sind inzwischen zu viele Ereignisse vorgekommen, die mich nun abhalten dieses Land zu besuchen. Wäre es denn nicht für eine Europäerin auf der Suche nach einem Urlaubsziel solidarischer nach Griechenland zu reisen? Griechenland, landschaftlich mindestens ebenso spannend wie die Türkei, mit einer großen Geschichte, das Land, dem wir das Staatsmodell der Demokratie verdanken, die großartigen Denker wie Aristoteles, Euripides oder Homer hervorgebracht hat!
Griechenland, wo Antike und Gegenwart aufeinandertreffen und das Mitglied der Europäischen Union, das seit vielen Jahren unter der Miswirtschaft früherer Regierungen leidet und dessen tapfere Bevölkerung dringend auf Devisen angewiesen ist, da es sich finanziell am Abgrund befindet.
Seit langer Zeit liegt der Tourismus der Griechen am Boden, eine Branche die einst boomte. Hotels sind schon lange nicht mehr ausgebucht, die im Tourismus tätigen Arbeitnehmer finden keine weitere Arbeitsstellen, was zur Folge hat, dass das Land immer mehr verarmt. Dazu kommt die Flüchtlingsproblematik, die vorwiegend auf den Inseln die Touristen fernhält.
Wer möchte denn schon von Flüchtlingen umgeben sein, während man sich am Strand in der Sonne vom Stress erholen will? Im Urlaub möchte man abschalten, nichts hören und sehen von Leid und Bitterkeit. Heitere Urlaubsfotos sollen nicht erzählen von Dramen in der Ägäis, gekenterten Schiffen, Schwimmwesten, die an Land gespült werden.
Griechenland trifft es doppelt schlimm!
Die Flüchtlingsproblematik, die am Rande Europas stattfindet wird oft als griechische Herausforderung gesehen. Doch wie soll dieses Land wieder auf die eigenen Füße kommen und endlich weg vom Tropf der Hilfsmaßnahmen, wenn die so wichtige Tourismusbranche am Boden liegt. Dabei wäre Griechenland die perfekte Alternative gegenüber weggebrochenen Urlaubszielen wie Tunesien oder auch telweise Marokko oder Ägypten! Und auch für die Türkei wäre Griechenland eine passende Ausweichmöglichkeit.
Anstatt die Türkei mit Devisen zu füttern, mit einem Besuch auch den Staat zu unterstützen und damit die Politk des Landes zu akzeptieren, wäre ein Urlaub in Griechenland unser persönlicher Beitrag, damit dieses Land endlich wieder eine Perspektive erhält.
Es ist zwar nur ein kleiner Beitrag, den ich mit meiner eigenen Entscheidung leiste, doch ich kann wenigstens sagen, dass ich die Menschen, die Gesellschaft unterstütze, deren System demokratisch verankert ist. Die Sonne wird für mich auch in Griechenland scheinen, die antike Architektur wartet auf mich – egal ob ich einen Badeurlaub oder Bildungsurlaub unternehme.
Griechenland ist mein neues Reiseziel und wird es auch lange bleiben!
Um der Türkei persönlich mitzuteilen, dass ich weder mit dem Meinungsmaulkorb einverstanden bin, noch mit dem Umgang von Minderheiten oder der nun Aufhebung der Immunität von Abgeordneten, auch nicht mit den vielen anderen Repressalien und Ungerechtigkeiten, entscheide ich mich dieses Jahr ganz deutlich für Griechenland. Es wird eine wundervolle Rundreise durch ein Land voller spannenden Geschichten werden, mein eigener Protest gegen die Vorgänge in der Türkei und um die Türkei!
Bye, bye Türkei – Hallo Griechenland – ich freue mich!