Das„Zigeunerschnitzel mit Pommes und Salat“entwickelte sich seit Generationen zu einem Klassiker der deutschen und österreichischen Küche. Das kurzgebratene Schnitzel mit einer scharfen Sauce aus Paprika, Tomaten, Pilzen und Knoblauch ist seit Jahrzehnten ein Allenschmecker geworden. Und auch jede Imbissbude bietet als schnelles Essen zwischendurch die „Zigeunerwurst“ an, eine Bratwurst mit eben der gleichen scharfen Sauce.
Doch staunend musste ich mich in einem Restaurant belehren lassen, als ich, wie so oft schon ein „Zigeunerschnitzel“ bestellen wollte. Entsetzt blickte mich der Kellner an und verbesserte mich, ich meine doch wohl ein „Balkanschnitzel“ oder ein „Puszta-Schnitzel“?Bei der Frage, worin der Unterschied bestehe, meinte er, dass ein „Zigeunerschnitzel“ rassistisch und diskriminierend sei und ein „Balkanschnitzel“ oder ein „Puszta.Schnitzel“
eine neutrale Bezichnung, ansonsten wäre die Zubereitung identisch! Da knurrt der Magen, ich sitze in einem Restaurant, wo es köstlich duftet und bekomme eine Zurechtweisung, dass ich jemanden diskriminiere, wenn ich mein „Zigeunerschnitzel“ bestellen will? Der Hunger war vergangen, während ich mir die Frage stellte, ob die Sprachpolizei zugeschlagen hat?
Das „Zigeunerschnitzel“, ein Gericht, das sich in der österreich-ungarischen Monarchie entwickelt hat und über die Grenzen hinaus den kulinarischen Siegeszug angetreten hatte. Niemand hatte sich jemals die Frage gestellt, ob diese Bezeichung des so schmackhaften Gerichts – dessen Sauce unverwechselbar ist – in seiner Bedeutung verletzend sei. Nicht nur verletzend, sondern gar diskreminierend oder schlimmer noch rassistisch!
Im Spätsommer 2013 zog eine lokale Sinti und Roma Organisation vor ein hannoveranisches Gericht und verlangte ein Verbot der Bezeichnung „Zigeunerschnitzel“, unter dem Vorwurf es handele sich um einen rassistischen und diskriminierenden Ausdruck, der die Gruppe der Sinti und Roma beleidigen und herabwürdigen würde. Unter Berücksichtigung der NS-Vergangenheit Deutschlands, wo viele Sinti und Roma zu Tode kamen, würde heute noch diese Bezeichnung, besonders eines mit Fleisch zubereiteten Rezepts, das Leid ihrer Bevölkerungsgruppe negativieren. Daraufhin wurde im Raum Hannover aus dem „Zigeunerschnitzel“ ein „Balkanschnitzel“, damit sich niemand diskriminiert fühle.
Die Ächtung dieses Begriffes ist kein Einzelfall. So wird es mit mehr als Argwohl betrachtet, wenn jemand in der Bäckerei einen „Mohren-“ oder „Negerkuss“ bestellt. Auch diese kleine Köstlichkeit ist rassistisch. Dieser Eiweißschaum mit einem Schokoguss überzogen hat jetzt „Schokokuss“ zu heissen, denn aufgrund der Geschichte des Kolonialismus und der nationalsozialistischen Rassentheorie ist auch der leckere „Mohrenkopf“ zu
einem Problem geworden. Wenn ich jedoch das Wort „Negerkuss“ von dem lateinischen Adjektiv „niger“ ableite, dann bedeutet dieses „schwarz“ – bezogen auf den Schokoguss und hat weder etwas mit Rassismus noch mit Diskriminierung von Menschen zu tun. Inzwischen ist die Sprachpolizei in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen. Krampfhaft versucht man Sprache so zu verunstalten, dass sich niemand auf die Füße getreten fühlt, niemand in seiner Ethnie erniedrigt wird und bloß keine Gruppe diskriminiert fühlt. Da werden Wörter, Redewendungen und Begriffe gesäubert und in fantasievolle Umschreibungen gekleidet, die inzwischen hahnebüchene Formen annimmt und einfach nur noch lächerlich wirken.
Um eine junge, nicht verheiratete Frau nicht herabzuwürdigen darf das alte Wort „Fräulein“ nicht mehr verwendet werden, da dieses Diminutiv nicht der gesellschaftlichen Werte und Vorstellungen entspricht. Dabei haben unsere europäischen Nachbarn ein viel entspannteres Verhältnis und niemand nimmt Anstoß, wenn die Anrede „Miss“ oder „Mademoiselle“ verwendet werden. Nur die Deutschen nehmen es wieder persönlich und sehr ernst als eine weibliche sexistische Diskriminierung.
Auch die Worte „Eskimo“ und „Indianer“ sollte ich nicht mehr verwenden, weil ein „Eskimo“ einen Rohfleischesser oder Scheeschuhflechter bezeichnet und ein „Indianer“ auf den Irrtum des Columbus zurückzuführen ist und einen rassistischen Ursprung besitze. Die Komiker Oliver Hardy und Stanley Laurel, als „Dick & Doof“, Generationen von Filmspaßliebhabern bekannt, dürften demnach jetzt „Vollschlank & metal herausgeördert“ benannt werden, damit sie aufgrund ihrer optischen Merkmale nicht diskriminiert werden würfen. Selbstverständlich darf auch das Kinderlied von den „Zehn kleinen Negerlein“ nicht mehr in den Kinderzimmern gesungen werden, denn die Sensibilisierung für die Befindlichkeiten der Multi-Kulti-Bevölkerung beginnt schon im Kinderzimmer!
Und was hat sich der Walzerkönig Johann Strauss nur dabei gedacht seine Operette „Der Zigeunerbaron“ zu betiteln? Für mich hat er an Zigeunerromantik gedacht, die Sehnsucht der Menschen nach einem freien und unbeschränkten Leben, die Liebe zur Musik die insbesondere den Roma und Sinti so eigen sind, wenn man an begnadete Geiger oder an temperamentvolle Gitarrenmusik denkt, begleitet von Kastagnetten im Tanz des Flamencos. An eine Herabwürdigung hat sicherlich niemand gedacht!
Die deutsche Sprache, die sich für mich bisher so ausdrucksstark darbot, mit so vielen Möglichkeiten, die es ermöglichen, mit Wörtern zu spielen, ja zu malen, scheint jetzt zu einer beschränkten Sprache zu verkümmern, um Diskriminierungen, Rassismus, Erniedrigungen, Herabwürdigungen, Beleidigungen, eventuellen Beschimpfungen zu vermeinden!
Die Deutschen sollten endlich stolz auf ihre wunderbare Sprache sein!
Wer an etwas Negatives denkt, etwa bei der Bestellung eines „Zigeunerschitzels“, diskriminiert dieser nicht den Gast, der die Bestellung aufgibt?
Es geht doch in Wirklichkeit nicht um das „Zigeunerschnitzel“ oder den „Negerkuss“! Es geht nicht um einen „Amerikaner“, in den ich genüsslich hineinbeiße und den „Berliner„, der aufgrund seines Zuckergusses an den Händen kleben bleibt! Es geht weder um einen „Eskimo“ oder ein „Fräulein„!
Mein Credo heißt:
Es sind nicht die Wörter, die diskriminierend, rassistisch oder beleidigend sind! Es sind definitiv die Menschen, die diesen Wörtern durch ihre negative Interpretation und ihr assoziieredes Denken diesen Wörtern mutwillig eine Diskriminierung oder ein rassistischen Beigeschmack unterstellen wollen.
Lassen wir uns nichts mehr einreden!
Bestellen wir uns ein „Zigeunerschnitzel“, wie wir es schon mit unseren Eltern bestellt haben, und kaufen wir weiterhin den „Negerkuss“, applaudieren wir weiter, wenn André Rieu aus dem „Zigeunerbaron“ fidelt und lesen auch das Buch von Peter Hoeg, „Fräulein Smilla’s Gespür für Schnee„.
Deutschland nehme sich an seinen europäischen Nachbarn ein Beispiel und adaptiere die Sentenz des englischen Hosenbandordens,
„Ein Schelm, der Böses dabei denkt!“
Es wird langsam Zeit, dass Deutsche sich um brennendere Probleme mühen sollte, als übersensiblen Minderheiten untergeschobene Diffamierungen zugestehen zu wollen!
INFO:
Der Landesfilmdienst Sachsen veröffentlicht unter „Rassistische Begriffe? – Wie Rassismus aus Worten spricht – nachzulesen unter: kompetent-mit-medien